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Traditionen, Werte, Normen
Alle meine Blog-Posts sind zu lang. Stefan Müller macht das besser. Seine Nachrichten sind kurz und knackig. Man muss erst etwas darüber nachdenken, was sie eigentlich bedeuten. Auf seiner Seite mit dem Titel Mensch & Familie findet sich folgendes:
Die Basis für den Zusammenhalt unserer Gesellschaft ist die Familie. Die große Mehrheit der Menschen in Deutschland lebt bewusst und gerne im klassischen Familienverband. Daran ändert auch die gewachsene Vielfalt der Lebensentwürfe nichts.
Die Familie als Normalfall unseres Zusammenlebens besonders zu fördern halte ich für richtig und notwendig.
Webseite von Stefan Müller (CSU), 24.04.2021
Daran ist einiges falsch. Nicht nur das fehlende Komma.
In was für einer Gesellschaft würden wir leben, wenn wir alle das tun müssten, was die Mehrheit tut? Wie würde es das Leben der Mehrheit beeinflussen, wenn sie neben ihrem Modell noch andere zulassen würde und nicht das Modell der Mehrheit fördern und damit andere „Lebensentwürfe“ zurückdrängen würde? Was soll überhaupt gefördert werden und wie?
Was könnte gemeint sein? Gucken wir doch mal ein Zitat vom Chef an:
Natürlich haben und behalten wir feste Grundwerte, die wir auch als Idealziel festschreiben. Ehe und Familie sind das, was sich die meisten Menschen für ihr Leben wünschen und anstreben. Zu unserer bürgerlichen Toleranz gehört, dass wir unsere Werte haben und danach leben wollen.
Markus Söder,CSU-Schlammschlacht um uneheliche Kinder, nwzonline.de, 24.05.2007
Zu meiner Toleranz gehört, dass ich Vorstellungen über mein Leben habe? Echt? Dann ist ja wirklich alles einfach. Die Sätze wurden im Zusammenhang mit der Schaffung von Krippenplätzen geäußert. Ohne ausreichende Kinderbetreuung ist es Frauen nicht möglich zu arbeiten (es sei denn, der Mann bleibt zu Hause). Wenn Frauen sich aus dem Arbeitsprozess ausklinken, haben sie keine Aufstiegsmöglichkeiten und bleiben nach den Pausen in Teilzeitstellen stecken. Es entstehen ökonomische Abhängigkeiten, die ein Leben lang bestehen bleiben. Frauen können sich dann schon aus ökonomischen Gründen nicht trennen. Ist das Freiheit? Der Weg zum Glück?
Es kann ja jeder und jede nach „traditionellem“ Muster leben, aber wenn man es Alleinerziehenden (wie den Müttern der unehelichen Kinder von Seehofer und Söder) und Frauen, die unabhängig bleiben wollen, ermöglichen würde, auch ihr Leben zu leben, wäre das ein großer Fortschritt. Auch gibt es Partnerschaften jenseits der Ehe, gleichgeschlechtliche und verschiedengeschlechtliche. Das ist völlig egal und niemand anders wird dadurch beeinträchtigt. Es gibt also überhaupt keinen Grund dafür, das Verhalten der Mehrheit zu fördern. Wie sähe denn eine solche Förderung „klassischer Familienverbände“ aus? In dem man andere Dinge nicht fördert? Indem man das Ehegattensplitting beibehält? Ausbaut?
Mein Klassenkamerad Jörg Zabka ist Pfarrer und seit einigen Jahrzehnten glücklich mit seinem Mann (auch Pfarrer) verheiratet (siehe Der Herr Pfarrer und sein Mann, Süddeutsche).
Er hat 15 Jahre ehrenamtlich bei der Telefonseelsorge gearbeitet (meistens zwei Nächte im Monat) und hat ganz sicherlich mehr für den Erhalt christlicher Werte getan als alle scheinheiligen Politiker der CSU zusammen.
Vielleicht ist ja Vielfalt doch besser als Einfalt und bunt besser als blau.
Blau zu bunt
Wasser ist blau. Wenn es regnet, gibt es mitunter schöne Regenbogen.
Stefan Müller hatte bei den letzten Wahlen 42% der Stimmen (Ergebnisse 2017). Der Winkel zwischen Betrachter auf der Erde, den Sonnenstrahlen und dem Regenbogen ist 42°. Das kann kein Zufall sein!
Lasst uns das Wasser runterholen. Auf der Erde sorgt es für Grün und auf dem Weg nach unten entsteht vielleicht ein bunter Regenbogen!
Nachtrag 10.09.2021
Der Beitrag beschäftigt sich nur mit Müller und Söder, der CSU. Die beiden sind halt offen von gestern. Getoppt wird das aber noch von #LaschetLügt. Er behauptet doch einfach in der ZDF-Sendung Klartext, er sei für die Ehe für alle gewesen. Dabei hielt er sie für verfassungswidrig und hat das auch im Spiegel 28/2017 so kundgetan.
Quellen
Herholz, Andreas. 2007. CSU-Schlammschlacht um uneheliche Kinder. Nordwest-Zeitung NWZonline.de. (https://www.nwzonline.de/politik/csu-schlammschlacht-um-uneheliche-kinder_a_5,1,912257146.html)
Hornig, Frank & Schmid, Fidelius & Weinzierl, Alfred. 2017. „Sanierung West“. Der Spiegel. (https://www.spiegel.de/politik/sanierung-west-a-68eb3ba8-0002–0001-0000–000151986004)
Mayer, Verena. 2015. Homosexualität und Kirche: Der Herr Pfarrer und sein Mann. Süddeutsche Zeitung. München. (https://www.sueddeutsche.de/leben/homosexualitaet-und-kirche-der-herr-pfarrer-und-sein-mann‑1.2218981)
Schulze, Micha. ZDF-Sendung „Klartext“: “Ich hätte dafür gestimmt”: Laschets große Lüge zur Ehe für alle. (https://www.queer.de/detail.php?article_id=39943)