Hintergrund: Ich kandidiere für Die PARTEI als Direktkandidat für den Bundestag (Pressemitteilung der Partei Die PARTEI). Dazu muss ich natürlich meine Positionen dokumentieren. Da ich antrete, um die Wahl von Stefan Müller (CSU) zu verhindern, wird meine Meinung mit seiner verglichen. Viel Spaß!
Ich bin Pazifist. Ich war bei der Armee. Wäre es zum Krieg gekommen, hätte ich genau einen Schuss abgegeben. Auf mich selber. Meine Einstellung hat sich ein bisschen geändert: Ich würde mich nicht mehr erschießen. Das liegt aber daran, dass ich prinzipiell keine Waffen mehr anfasse.
Mir ist klar, dass Pazifismus eine Luxuseinstellung ist, denn es gibt ein paar geopolitische Probleme. Zum Beispiel: die USA, Russland und China. Das erste Problem ist im Januar zum Glück ein bisschen kleiner geworden, weil Agent Orange vorerst in Park-Position ist. Putin ist natürlich ein Problem. Er ist sehr … Aber Putin ist natürlich auch schon sehr alt. Das Problem wird sich also hoffentlich in einigen Jahren von selbst erledigen. Aber was, wenn er vorher ankommt? Putin hat den 1. Dan im Judo, aber das kann mich nicht schrecken, denn ich habe einen braunen Gürtel im Karate (Shotokan Ryu, JKA1) und Karateka sind Judoka normalerweise überlegen. Das hängt natürlich von der individuellen Form ab, aber ich würde mich (nach erfolgreicher Wahl) auch gut vorbereiten und trainieren. Für mein Volk werde ich alles geben! Es gibt aber dennoch ein Problem. Es könnte sein, dass Putin geritten kommt.
Wenn die Saatsmacht beritten auftritt ist das immer ein Zeichen der Größe und furchteinflößend. Einhörner haben allerdings einen strategischen Nachteil: Sie haben ein Horn. Dieses Horn treffen auch Lasso-Anfänger sehr gut, so dass man Putin sicher auf diese Weise zu Fall bringen könnte. Der Oben-Ohne-Narzissmus ist im Kriegsfall ein weiterer Nachteil, denn er wäre ungeschützt.
(Aktualisierung 29.05. Inzwischen habe ich auch noch Unterstützung von Anna Bromley, meiner Ministerin für Abrüstung und Verteidigung. Sie kann Kung Fu und ist SEHR STARK und SEHR GUT.)
Bleibt das Problem mit China. Ich bin Optimist. Die Chinesen haben ihre Probleme immer mit einem bzw. mehreren Rucken gelöst. Zum Beispiel wurden die Vögel, als man erkannt hatte, dass die die Ernte auffressen, so lange mit Kochtopfdeckeln und anderem Krachgerät aufgescheucht, bis sie entkräftet zu Boden kamen und dann abgemurkst werden konnten. Danach hatte man dann zwar eine Insektenplage, aber dennoch zeigt diese Geschichte, welche Kraft ein gut gesteuertes Volk entwickeln kann. Ich setze nun langfristig darauf, dass die chinesische Führung erkennen wird, dass es viel angenehmer für die Bevölkerung ist, lustig zu leben. Der gesamte Partei-Apparat wird dann nach dem Vorbild der PARTEI umgebaut. Da Sonneborn derzeit in Brüssel fleißig Strippen zieht, werden früher oder später auch alle europäischen Parteien auf PARTEI-Kurs einschwenken und wir werden friedlich bis ans Ende unserer Tage zusammenleben.
Das sind natürlich Visionen, die sich nicht kurzfristig umsetzen lassen. Ich würde also die Bundeswehr nicht sofort auflösen. Für den Anfang würde ich erstmal das Verteidigungsministerium in Ministerium für Abrüstung und Verteidigung umbennen. So hieß auch das entsprechende Ministerium in der DDR nach 1990. Dann würde ich nach Schweizer Vorbild große Teile der mechanisierten Infanterie (für Ossis: Motschützen) auf Fahrrad umstellen. Das spart Geld und verringert den CO2-Ausstoß der Streitkräfte. Da auf deutschen Straßen eh meist Stau ist, kommen Panzer schlecht durch (das hat nie jemand bemerkt, weil die immer im Wald üben!), so dass die Bundeswehr durch den Umstieg auf Räder erheblich an Schlagkraft gewinnen würde. Ich würde eine Frauenquote von 50% auf allen Ebenen einführen und so das Aggressionspotential verringern. Sollten nicht genügend Frauen gefunden werden, die für ihr Land sterben wollen, müssten anteilig Männer entlassen werden. Die 50%-Quote ist unbedingt einzuhalten! Einer Reduktion der Truppengröße ließe sich durch entsprechende Erhöhung der Gehälter für Frauen entgegenwirken. Diese Gehaltserhöhung kann man aus den Einsparungen bezahlen, die sich aus dem Umstieg auf Fahrräder ergeben (Material, Wartung und Kraftstoff). Insgesamt haben meine Berechnungen ergeben, dass man den Wehretat halbieren kann, wenn alle Soldat*innen Sprengstoff, Maschinengewehre und Munition aus ihren Garagen und Vorgärten holen und wieder in der Kaserne abgeben (Bericht in der taz über Munitionsskandale).
Sonneborn fordert eine deutsche Atombombe (Interview mit Tilo Jung). Dazu habe ich mir noch keine abschließende Meinung gebildet. Er sagt selbst, dass diese Forderung nur aufgestellt wurde, damit Die PARTEI von sich sagen kann, dass sie die erste Partei war, die eine deutsche Atombombe gefordert hat. Da das ja nun aktenkundig ist, kann man eigentlich von dieser Forderung wieder abrücken. Sollte diese Atombombe dennoch kommen, möchte ich als Bundeskanzler damit nichts zu tun haben (siehe oben). Ich würde dann die Gesetze enstprechend anpassen/ausarbeiten lassen und die alleinige Verfügungsgewalt an Martin Sonneborn übertragen. Die Abschussrampe und Lagerung würde dann unter seiner jeweiligen Wohnung angelegt, so dass eine volle Kontrolle gewährleistet ist.
Auf Instagram findet man Bilder von Stefan Müller bei Truppenbesuchen auf Panzerübungsplätzen. Liebe Erlanger*innen! Wenn Sie Männer, die vor Panzern posieren, blöd finden, wählen Sie mich, Stefan Müller!
Nachtrag
Beim Stichwort „bis ans Ende unserer Tage“ ist mir aufgefallen, dass das ja klimawandelbedingt nicht mehr lange hin ist und dass der Klimawandel auch ein Grund für Migration und Kriege sein wird, wenn wir so weiter machen wie bisher (Existential climate-related security risk: A scenario approach, 2019 mit Vorwort von Admiral Chris Barrie). Alle, die konsequent pazifistisch handeln wollen, müssen also dringend dafür sorgen, dass alle Regionen dieser Erde bewohnbar bleiben bzw. es wieder werden. Das ist nicht einfach. Sicherlich schwieriger als den Leningrader Judomeister zu besiegen.
Quellen
Krebs, Andreas, 2019. Das US-Militär – einer der größten Klimasünder in der Welt. Telepolis.
Spratt, David & Ian Dunlop, 2019. Existential climate-related security risk: A scenario approach, Melbourne, Australia: Breakthrough – National Centre for Climate Restoration.
Ulrich, Sahra & Sebastian Erb, 2021, Prozess gegen KSK-Soldat: Amnestie für Patronenklau
- Karate scheint inkompatibel mit pazifitischen Einstellungen zu sein, da es bei Kumite-Wettkämpfen (freier Kampf) eine Punkt für eine an sich tödliche Technik gibt. Allerdings gibt es beim traditionellen Karate einen festen Bestandteil, der sich Kata nennt. Kata bedeutet Form und ist im wesentlichen Ballett mit Schreien. Beim Karate, wie es von der Japan Karate Association betrieben wird, ist die Kata fester Bestandteil des Trainings und von Wettkämpfen. Schlägern macht das keinen Spaß. Es geht um Selbstbeherrschung.
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