Hungerstreik der letzten Generation

Vor 32 Jah­ren war ich zu einem Kon­zert der Punk-Grup­pe „Die Ande­ren“. Das Kon­zert fand am letz­ten Feri­en­tag statt und der Sän­ger Tos­ter begrüß­te uns mit „Schön, dass Ihr alle da seid.“ Ein Moment, den kei­ne und kei­ner der Anwe­sen­den jemals ver­ges­sen wird, denn es war nicht selbst­ver­ständ­lich, dass wir da waren. Vie­le waren aus den Feri­en in Ungarn oder der Tsche­cho­slo­wa­kei nicht zurück­ge­kehrt. Men­schen ver­lie­ßen in Mas­sen das Land. In der Sowjet­uni­on gab es Glas­nost und Pere­stro­j­ka, aber Hon­ecker fand, nur weil der Nach­bar sei­ne Woh­nung reno­viert, müs­se man ihm das ja nicht nach­ma­chen. (Die heu­ti­ge Ver­si­on davon ist: „Nur weil jetzt so ein Tag ist, ändert man doch nicht sei­ne Politik.“)

Am 7.5. gab es in der DDR Kom­mu­nal­wah­len (sie­he Wiki­pe­dia-Arti­kel zu Kom­mu­nal­wah­len 1989) und vie­le hat­ten die Hoff­nung, dass die Staats­füh­rung das Ergeb­nis ehr­lich ver­kün­den wür­de. Das wären dann demo­kra­ti­sche Wah­len gewe­sen, sie hät­ten die Mehr­heit gehabt und hät­ten Ver­än­de­run­gen auf den Weg brin­gen kön­nen. Die Kir­che und ent­spre­chen­de Unter­grund­grup­pen haben eine loka­le Aus­zäh­lung der Ergeb­nis­se orga­ni­siert. Das war laut Wahl­ge­setz mög­lich. Für Ber­lin hat das fast flä­chen­de­ckend geklappt. Die aus­ge­zähl­ten Stim­men wur­den an die Bezir­ke gemel­det und dann auf die­ser Ebe­ne mani­pu­liert. Ergeb­nis: 98,85% für die Kandidat*innen der Natio­na­len Front (SED + Block­par­tei­en). Ab April gab es jeden 7. des Monats eine Demo auf dem Alex­an­der­platz. Die­se wur­den von Mal zu Mal größer. 

Die Situa­ti­on spitz­te sich zum 7.10. hin zu. Das war der 40. Jah­res­tag der Grün­dung der DDR und die Staats­füh­rung plan­te gro­ße Fei­ern. Anfang Okto­ber gab es Pro­tes­te und Demons­tra­tio­nen über­all im Land. Die Kri­se war nicht mehr zu über­se­hen, es muss­te sich etwas ändern. In der Geth­se­ma­n­e­kir­che waren Oppo­si­tio­nel­le in den Hun­ger­streik getre­ten. An die­sen Hun­ger­streik muss­te ich den­ken, als ich ges­tern vom „Hun­ger­streik der letz­ten Gene­ra­ti­on“ gele­sen habe (taz, 01.09.2021).

Hun­ger­streik der letz­ten Gene­ra­ti­on vor dem Reichs­tag: Fünf der sie­ben Hun­gern­den bei der täg­li­chen Mahn­wa­che, Ber­lin, 02.09.2021 CC-BY: Ste­fan Müller

Wir haben eine ähn­li­che Situa­ti­on: eine nicht zu über­se­hen­de Kri­se und eine nicht ange­mes­sen reagie­ren­de Regie­rung. Der Unter­schied ist: Wir kön­nen das Land nicht ver­las­sen. Das wür­de nichts ändern, denn alle Län­der, in die wir flie­hen könn­ten, sind genau­so von der Kri­se betrof­fen. Wir haben die Kri­se selbst ver­ur­sacht. Wir haben sogar dafür gesorgt, dass es vie­len noch viel schlech­ter gehen wird als uns. Gro­ße Tei­le der Erde wer­den unbe­wohn­bar sein und Men­schen wer­den ihre Hei­mat ver­las­sen müs­sen oder sterben.

Sie­ben Men­schen sind jetzt in den Hun­ger­streik getre­ten. Sie for­dern aus­führ­li­che Gesprä­che mit den Kanzlerkandidat*innen und die Ein­rich­tung eines reprä­sen­ta­tiv gelos­ten Bürger*innenrates, der die Regie­rung ver­pflich­ten­de Vor­schlä­ge zu Kli­ma­fra­gen macht. Die­se Men­schen ris­kie­ren ihre Gesund­heit und ihr Leben. Ich wün­sche ihnen sehr, dass ihre For­de­run­gen erfüllt wer­den. Ich wün­sche uns das. Ich sehe die Bürger*innenräte als ein­zi­gen Weg, geord­net ohne gro­ße gesell­schaft­li­che Ver­wer­fun­gen die Kli­ma­kri­se abzu­mil­dern und viel­leicht auch irgend­wann zu meistern.

Bürger*innenräte

Ein Punkt noch zu Bürger*innenräten: Mei­ner Mei­nung nach sind sie der ein­zi­ge Weg, wie wir die anste­hen­den Auf­ga­ben für eine sozi­al­ver­träg­li­che kli­ma­kom­pa­ti­ble Umge­stal­tung schaf­fen kön­nen. Kli­ma­schutz­maß­nah­men sind kom­pli­ziert und wie wir gese­hen haben, waren Uni­on und SPD nicht in der Lage, sie im not­wen­di­gen Umfang auf den Weg zu brin­gen. Auch die Plä­ne der Grü­nen sind nicht aus­rei­chend. Die gefor­der­ten Bürger*innenräte wür­den die sozia­len Ver­hält­nis­se in der Bevöl­ke­rung abbil­den. Etwa 100 zufäl­lig gelos­te Men­schen wür­den sich mehr­fach tref­fen und mit Input von Expert*innen aus allen rele­van­ten Gebie­ten fak­ten­ba­siert ent­schei­den. Es gab bereits meh­re­re sol­che Klimabürger*innenräte in ande­ren Län­dern und die Regie­run­gen haben auch Emp­feh­lun­gen die­ser Räte übernommen.

Dass es sich bei den Bürger*innenräten nicht um ein Hirn­ge­spinst irgend­wel­cher durch­ge­knall­ten Revo­lu­tio­nä­re han­delt, kann man sehen, wenn man sich anschaut, wer die­se Idee unter­stützt: Bun­des­tags­prä­si­dent Wolf­gang Schäu­be­le (CDU), Ex-Bun­des­prä­si­dent Horst Köh­ler (CDU).

Ich habe aus­führ­li­cher im Blog-Bei­trag Wis­sen & Tun über Bürger*innenräte geschrie­ben. Dort sind auch ent­spre­chen­de Vide­os verlinkt. 

Quellen

Pös­ser, Clau­di­us. 2021. Kli­ma­pro­test vor dem Reichs­tag: Hun­gern gegen die Kata­stro­phe. taz. Ber­lin. (https://taz.de/Klimaprotest-vor-dem-Reichstag/!5792916)

Erlangen first! Verbot von Inlandsflügen jetzt!

Ich wer­de mich als Direkt­kan­di­dat für Erlan­gen nach erfolg­rei­cher Wahl dafür ein­set­zen, dass alle Inlands­flü­ge ver­bo­ten wer­den. Neben den kli­ma­po­li­ti­schen Aspek­ten hat das den Vor­teil, dass Erlan­gen gegen­über Mün­chen auf­ge­wer­tet wird, da alle Bahn­ver­bin­dun­gen aus dem Nor­den durch Erlan­gen gehen.

Bahn­stre­cke Berlin–München mit BRou­ter, 20.02.2021

Man ist somit zuerst in Erlan­gen, wenn man mit der Bahn kommt.1 Kommt man dage­gen mit dem Flug­zeug, wäre man zuerst in Mün­chen und müss­te dann zurück­fah­ren.2 Erlan­gen wäre also zwei­ter. Das ist mit dem Stolz der Fran­ken nicht zu ver­ein­ba­ren. Des­halb: Erlan­gen first! Inlands­flü­ge verbieten!

Was qualifiziert Sie für den Bundestag?

In die­sem Bei­trag bespre­che ich die Vor­aus­set­zun­gen für eine Wahl in den Bun­des­tag, das Pro­blem, das die gegen­wär­ti­gen Kri­sen für die Demo­kra­tie dar­stel­len und Mög­lich­kei­ten zur Erwei­te­rung der­sel­ben. Ein abschlie­ßen­der Abschnitt ist den Mensch­heits­kri­sen und sich dar­aus erge­ben­den neu­en Anfor­de­run­gen an Politiker*innen gewidmet.

Voraussetzungen für die Wahl

Als ich mit mei­nen Eltern über mei­ne Bun­des­tags­kan­di­da­tur für Die PARTEI Erlan­gen gespro­chen habe, waren sie skep­tisch. Mein Vater war der Mei­nung, dass das doch Men­schen machen soll­ten, die etwas ent­spre­chen­des stu­diert haben. Poli­tik­wis­sen­schaf­ten, oder so. Tja, so sind wir, wir Ossis. Wir fra­gen uns, ob wir Din­ge kön­nen, und im Zwei­fels­fall las­sen wir die Blen­der vor (hat­te ich Andre­as Scheu­er, MA mit sei­nem Fake-Dok­tor­ti­tel schon erwähnt?), die ein­fach selbst­be­wusst auf­tre­ten. Es gibt dazu einen schö­nen Witz aus Nach­wen­de­zei­ten: Fra­ge: „War­um dau­ert das Abitur im Wes­ten 13 Jah­re, aber im Osten nur 12 Jah­re?“ Anwort: „Weil im Wes­ten noch ein Jahr Schau­spiel­un­ter­richt dabei ist!“ Regi­ne Hil­de­brandt (1990 Minis­te­rin für Arbeit, Sozia­les, Gesund­heit und Frau­en in Bran­den­burg) erzählt ihn sehr gut zum Anfang einer MDR-Doku­men­ta­ti­on über Ost-Frauen:

Teil 2 der MDR-Doku­men­ta­ti­on über Ost­frau­en beginnt mit einem Wes­si-Witz aus den 90ern über das 13jährige Abitur

Ich per­sön­lich kann mich über man­geln­des Selbst­ver­trau­en nicht bekla­gen. Das liegt aller­dings dar­an, dass ich Wis­sen­schaft­ler bin und da ist die Sach­la­ge oft sehr klar. Ich hat­te ein­fach immer Recht. Also meis­tens. Also aus­rei­chend oft.1

Was qua­li­fi­ziert einen dazu, in den Bun­des­tag zu gehen? Muss man Politikwissenschaftler*in sein? Nein, 2013 kan­di­dier­te ein Kol­le­ge, eben­falls Sprach­wis­sen­schaft­ler, für eine damals gera­de neu gegrün­de­te Par­tei. Das fand nie­mand lus­tig. Nun kan­di­die­re ich für Die PARTEI. Das fin­den hof­fent­lich eini­ge lus­tig. Der Huf­ei­sen-Ste­fan Mül­ler von der CSU, gegen den ich antre­te, ist Bank­fach­wirt, vie­le CSU-Mit­glie­der sind Bau­ern. Julia Klöck­ner ist Wein­kö­ni­gin. Sie kann sehr gut lächeln. Das ist genau die Qua­li­fi­ka­ti­on, die sie braucht. Zum Bei­spiel zum Kuscheln mit Nestlé:

Video aus einem Tweet vom 03.06.2019 von Land­wirt­schafts­mi­nis­te­rin Julia Klöck­ner (CDU) zu einem Tref­fen mit Nestlé

Julia Klöck­ner sagt in ihrem Bei­trag, dass sie in ihrem Gespräch mit Nest­lé viel Neu­es erfah­ren hat. Über Nest­lé hät­te sie schon vor­her viel erfah­ren kön­nen. Zum Bei­spiel aus dem Film We feed the world – Essen glo­bal. Ich will das hier nicht zusam­men­fas­sen, da bekom­me ich nur schlech­te Lau­ne. Guckt Euch den Film ein­fach an.

Lobbyismus und Repräsentativität

Aber jetzt ganz im Ernst: Der Bun­des­tag besteht aus vom Volk gewähl­ten Vertreter*innen, die die Inter­es­sen der Wähler*innen bzw. von Grup­pen von Wähler*innen ver­tre­ten sol­len. Also eigent­lich Lob­by­is­mus. Vie­le CDU/C­SU-Abge­ord­ne­te sind (Groß-)Bauern und sit­zen auch im Agrar­aus­schuss des Bun­des­ta­ges (62% der CSU/CDU, 25% der Grü­nen, 0% bei den ande­ren, taz, 17.03.2021). Außer ihrer Par­tei­mit­glied­schaft haben sie kei­ne beson­de­re Qua­li­fi­ka­ti­on. Auch das ist in Ord­nung (aber sie­he unten). Das ein­zi­ge Pro­blem ist, dass Lob­by­is­mus in CDU/CSU und lei­der auch der SPD bis­her intrans­pa­rent geblie­ben ist und dass die CDU/CSU sich gegen ent­spre­chen­de Geset­ze gewehrt hat. 

Mar­co Bülow (Ex-SPD, jetzt Die PARTEI) spricht beim Kli­ma­mon­tag von Berlin4Future über Kor­rup­ti­on und Lob­by­is­mus, Ber­lin, Alex­an­der­platz, 07.09.20, Bild: Ste­fan Mül­ler, CC-BY

Es muss trans­pa­rent sein, wer was im Bun­des­tag macht und was dabei die Inter­es­sen der jewei­li­gen Per­son sind oder sein könn­ten. Dann kön­nen Wähler*innen frei ent­schei­den, ob sie jeman­den wäh­len wol­len oder nicht. 

Grob ver­ein­facht kann man also als Grund­vor­aus­set­zung für ein Bun­des­tags­man­dat eine Par­tei­zu­ge­hö­rig­keit, die Fähig­keit zu lächeln2 und Men­schen zu begeis­tern und für gewis­se Posi­tio­nen die Fähig­keit zu füh­ren anneh­men. Reicht das für eine funk­tio­nie­ren­de Demo­kra­tie? Lei­der nicht, denn der Bun­des­tag ist nicht divers genug. Küp­pers­busch fasst zusammen: 

„Von der Idee, alle Stän­de und Beru­fe im Par­la­ment ver­tre­ten zu sehen ist wenig übrig. Im Bun­des­tag sit­zen 203 Abge­ord­ne­te aus dem Öffent­li­chen Dienst und zwei, die pri­vat Haus­mann­frau sind. 101 arbei­ten bei „gesell­schaft­li­chen Orga­ni­sa­tio­nen“ wie etwa Par­tei­en, vier sind arbeits­los oder ohne Beruf. Das Par­la­ment bil­det die Gesell­schaft nicht mehr ab, und das schaff­te auch Fall­hö­he für eine Rabu­lis­ten­frak­ti­on rechtsaußen.“

Fried­rich Küpers­busch: Coro­na, CDU und Grü­ne: Impf­par­ty mit Schei­be.(taz, 06.04.2021)

Für das Pro­blem, dass sich Tei­le der Bevöl­ke­rung nicht reprä­sen­tiert füh­len, gibt es eine Lösung. Reprä­sen­ta­tiv zusam­men­ge­stell­te, gelos­te Bürger*innenräte. Die­se wür­den auch das Lob­by­is­mus-Pro­blem abmil­dern und sie sind wich­tig für Pro­blem­fel­der, die Politiker*innen sys­tem­be­dingt nicht bear­bei­ten kön­nen. Wie funk­tio­niert das im Detail und warum? 

Gewis­se Pro­ble­me kön­nen bzw. wol­len Politiker*innen nicht ange­hen, weil sie das je nach Pro­blem­la­ge 5–10% ihrer Wähler*innen kos­ten könn­te und weil die gesam­te gegen­wär­ti­ge Poli­tik auf Macht­er­halt und Wie­der­wahl in vier bzw. fünf Jah­ren aus­ge­rich­tet ist. Ein Bei­spiel für einen Bürger*innenrat war der, der zum The­ma Abtrei­bung in Irland durch­ge­führt wur­de. Es wäre für Politiker*innen schwer gewe­sen, sich hin­zu­stel­len und zu sagen: „Ich bin für Abtrei­bung.“ Es wur­de also ein Bürger*innenrat zusam­men­ge­stellt. Dazu wur­de eine reprä­sen­ta­ti­ve Grup­pe von 100 Per­so­nen aus­ge­wählt. Reprä­sen­ta­tiv heißt, dass die Zusam­men­set­zung der Alters­struk­tur, der sozio-öko­no­mi­schen Struk­tur usw. des jewei­li­gen Lan­des ent­spricht. Wer letzt­end­lich in die­sem Rat sitzt, wird nach der reprä­sen­ta­ti­ven Vor­auswahl durch ein Los­ver­fah­ren ent­schie­den. Der Bürger*innenrat trifft sich dann über meh­re­re Wochen und bekommt Input von Expert*innen zum jewei­li­gen Pro­blem (Recht, Gesund, Öko­no­mie, Kli­ma, Ver­ke­her, wha­te­ver), so dass alle Aspek­te gut auf­ge­ar­bei­tet sind. (Das unter­schei­det die Räte von Volks­ent­schei­den, bei denen ein­fach jede*r Ein­zel­ne aus dem Bauch her­aus ent­schei­det.) Die 100 Per­so­nen kom­men dann zu einem Schluss, der hof­fent­lich von einer brei­ten Mehr­heit der Gesell­schaft mit­ge­tra­gen wird. Das fol­gen­de Video über das Refe­ren­dum zur Abtrei­bung in Irland erklärt alle Punk­te sehr gut:

Außer die­sem Bürgerrinnen*rat zur Abtrei­bung gab es auch in Frank­reich schon einen zum The­ma Kli­ma­schutz. Die Regie­rung Macron hat Tei­le der Emp­feh­lun­gen auch übernommen.

Dass Bürger*innenräte kein Hirn­ge­spinst irgend­wel­cher Revo­lu­zer oder Sozi­al­ro­man­ti­ker sind, sieht man auch dar­an, dass Wolf­gang Schäu­be­le (Bun­des­tags­prä­si­dent, CDU) sie unterstützt.

Bür­ger­rat Demo­kra­tie Ver­an­stal­tung mit Bun­des­prä­si­dent Wolf­gang Schäu­be­le, 15.11.2019

Das Lob­by­is­mus­pro­blem wür­de duch Bürger*innenräte zwar nicht gelöst, aber zumin­dest auch abge­mil­dert, weil es nicht mög­lich ist, lang­jäh­ri­ge Netz­wer­ke und Abhän­gig­kei­ten auf­zu­bau­en, wenn die Rats­mit­glie­der zufäl­lig aus­ge­wählt sind und nur zu weni­gen Sit­zun­gen zusammenkommen. 

Dass beim The­ma Lob­by­is­mus und Kor­rup­ti­on drin­gend etwas pas­sie­ren muss, zeigt auch das Rezo-Video, um das es im fol­gen­den Abschnitt geht.

Krisentauglichkeit

Rezo hat die gegen­wär­ti­ge Situa­ti­on mal wie­der schön zusam­men­ge­fasst: Unse­re gegen­wär­ti­ge Regie­rung ist kor­rupt, macho­mäs­sig unter­wegs und inkompetent:

Rezo zer­stört die Coro­na-Poli­tik, 05.04.2021

Was man in der aktu­el­len Situa­ti­on braucht, ist die Fähig­keit, eine Bedro­hungs­la­ge ein­zu­schät­zen. Man muss Expo­nen­ti­al­kur­ven ver­ste­hen kön­nen und man muss ein­schät­zen kön­nen, wie eine wei­te­re Ent­wick­lung ver­lau­fen wird. Nie­mand, der ein Minis­te­ri­um lei­tet, ver­steht alle fach­li­chen Details. Das muss auch nicht so sein, aber es braucht Selbst­be­wusst­sein und mensch­li­che Grö­ße und ein Urteils­ver­mö­gen, um ein­schät­zen zu kön­nen, dass man selbst an bestimm­ten Stel­len inkom­pe­tent ist und sich auf Expert*innen ver­las­sen muss. Rezo hat die wesent­li­chen Video­schnip­sel der letz­ten Wochen zusam­men­ge­schnit­ten und belegt, dass unse­re Bundesregierung/Ministerpräsidentenkonferenz ein inkom­pe­ten­ter, arro­gan­ter Macho­hau­fen ist. Aus der Bezeich­nung Macho­hau­fen (klingt irgend­wie wie Matsch­hau­fen, viel­leicht ist er ja nach dem Coro­na-Win­ter weg) folgt auch, dass Ange­la Mer­kel nicht ein­ge­schlos­sen ist. Sie hat Phy­sik stu­diert und ver­steht Expo­nen­ti­al­kur­ven. Das ist es, was wir brau­chen. Also nicht unbe­dingt die Phsy­ik aber die Expo­nen­ti­al­kur­ven (Mein Vater hat mich dar­auf hin­ge­wie­sen, dass das Ober­stu­fen­schul­stoff ist.). Die fol­gen­de Kur­ve zeigt das Infek­ti­ons­ge­sche­hen in Deutsch­land. Man sieht sehr schön die ers­te, zwei­te und drit­te Welle.

Drit­te Wel­le kurz vor dem Rum­ge­eie­re der Minis­ter­prä­si­den­ten­kon­fer­nez vor Ostern 2021

Die­se Ent­wick­lun­gen wur­den vor­her­ge­sagt. Es wur­den mathe­ma­ti­sche Model­le gebaut, die genau das vor­her­ge­sagt haben, was ein­ge­tre­ten ist. (Sie­he Fuß­no­te 1 zu for­ma­len Model­len in der Sprach­wis­sen­schaft.) In vie­len Situa­tio­nen hilft es, einen Phä­no­men­be­reich zu model­lie­ren. Man kann dann Vor­her­sa­gen einer Theo­rie bestim­men und ein Abgleich mit der Wirk­lich­keit hilft einem, Rück­schlüs­se auf die Qua­li­tät der Theo­rie zu zie­hen. Wie das Rezo-Video zeigt, wur­den die Gefah­ren, vor denen unser Land stand und immer noch steht, igno­riert und Poli­ti­ker (ohne *innen) sind sich nicht zu blöd, sich vorn hin­zu­stel­len und das auch noch rich­tig zu finden. 

Schau­en wir uns eine ande­re Kur­ve an. Sie ist aus dem Wiki­pe­dia-Arti­kel über Koh­len­stoff­di­oxid in der Erd­at­mo­sphä­re und zeigt eben­falls ein expo­nen­ti­el­les Wachstum:

Expo­nen­ti­el­ler Zunah­me von CO2 in der Atmo­sphä­re in den letz­ten Jahr­zehn­ten Quel­le: CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=694303

Klimawissenschaftler*innen bau­en kom­ple­xe Model­le zu den Ent­wick­lun­gen, die uns in den nächs­ten Jah­ren und Jahr­zehn­ten bevor­ste­hen. Sie sind sehr zurück­hal­tend und nicht alar­mis­tisch. Das ent­spricht der Serio­si­tät, die in der Wis­sen­schaft üblich ist. Ein Kol­le­ge von der Hum­boldt-Uni, der wie ich auch bei den Scientists4Future aktiv ist, hat noch vor zwei Jah­ren den Begriff Kli­ma­kri­se abge­lehnt, weil er ihn für zu alar­mis­tisch hielt. Die Klimawissenschftler*innen sind sich einig: Wir haben ein Pro­blem. Ein gro­ßes! Die Kli­ma­kri­se ist um ein Viel­fa­ches grö­ßer als das, was wir jetzt erle­ben. Coro­na macht kei­nen Spaß? Dann kämpft dafür, dass wir nicht Cor­na++ bekommen!

Ange­la Mer­kel ver­steht das alles, aber lei­der ist Ange­la Mer­kel eine lame duck. Sie konn­te sich bei Coro­na nicht gegen ihre Matsch-Kum­pels durch­set­zen. Auch die Öko-Bilanz ist fins­ter. Mer­kel war Umwelt­mi­nis­te­rin und hat auf die Kli­ma­pro­ble­me hingewiesen. 

Buch­pu­bli­ka­ti­on von Ange­la Mer­kel 1997

Sie hat schon 1997 klar auf­ge­zeigt, was getan wer­den muss. Was pas­siert ist, ist aber so ziem­lich das Gegen­teil von dem, was wir gebraucht hätten.

Chris­ti­an Lind­ner und mein Vater3 sagen: Die Kli­ma­pro­ble­me und die gro­ße Poli­tik soll­ten doch die Pro­fis regeln. Die­se haben aber ver­sagt. Wir kön­nen nicht mehr war­ten (und Lind­ner hat ja eh kei­ne Lust zu regie­ren). Und des­halb machen wir das jetzt selbst! Los! Wie Rezo sagt: Bes­ser als die sind wir allemal!

Ein (zukünf­ti­ger) Pro­fi demons­triert bei Fri­days For Future Demons­tra­ti­on in Ber­lin, 15.03.2019 Bild: Ste­fan Mül­ler, CC-BY

Quellen

Küpers­busch, Fried­rich. 2021. Coro­na, CDU und Grü­ne: Impf­par­ty mit Schei­be. taz. Ber­lin. (https://taz.de/Corona-CDU-und-Gruene/!5758868/)

Mau­rin, Jost. 2021. Lob­by­is­mus in der Uni­on: Anfäl­lig­keit für Ein­fluss­nah­me. taz. Ber­lin. (https://taz.de/Lobbyismus-in-der-Union/!5757524/)

Mau­rin, Jost. 2021. Die Agrar­mi­nis­te­rin biegt Fak­ten zurecht: Klöck­ners Des­in­for­ma­ti­on. taz. Ber­lin. (https://taz.de/Die-Agrarministerin-biegt-Fakten-zurecht/!5762088)

tages­schau. 2019. Initia­ti­ve für mehr Demo­kra­tie: „Bür­ger­rat“ gibt Emp­feh­lun­gen ab. (https://www.youtube.com/watch?v=LV_dptGINYI)

Wagen­ho­fer, Erwin. 2005. We feed the world – Essen glo­bal. Alle­gro Film. (https://www.youtube.com/watch?v=m5HfaSBdtWU)

Was ist Ihr Lieblingstier?

Die Par­tei für Arbeit, Rechts­staat, Tier­schutz, Eli­ten­för­de­rung und basis­de­mo­kra­ti­sche Initia­ti­ve schreibt TIERSCHUTZ groß. Das ist gut. SEHR GUT. Beim Cas­ting der PARTEI Erlan­gen für den bes­ten Ste­fan Mül­ler, der gegen Ste­fan Mül­ler von der CSU antre­ten soll, wur­de ich gefragt, was mein Lieb­lings­tier ist. Hier die Antwort.

Mein Lieb­lings­tier ist der Pin­gu­in. Pin­gui­ne gehö­ren zu den Vögeln, die nicht flie­gen. Die cools­ten Vögel blei­ben am Boden.

Blo­cka­de zur Eröf­nung des BER: Einer der Klet­te­rer von Am Boden blei­ben, die sich von einem Gebäu­de abge­seilt haben, um die Flug­ha­fen­er­öff­nung zu stö­ren und auf Kli­ma­pro­ble­me hin­zu­wei­sen, wur­de ver­haf­tet und wird abge­führt. Ber­lin, 31.10.20, Bild: Ste­fan Mül­ler, CC-BY

Ah, und dann sind da noch die See­pferd­chen. Die mag ich sehr. Ihr kennt ja den Spruch: „Ich hät­te ja gern mehr gemacht, aber die Kin­der krie­gen ja nun mal die Frau­en.“ Die See­pferd­chen haben das irgend­wie anders gere­gelt: Männ­chen haben einen Brut­beu­tel, in den das Weib­chen die Eier spritzt. Das Männ­chen trägt die Kin­der aus. (sie­he taz-Bei­trag zu See­pferd­chen)

Mein Lieb­lings­tier ist der Pin­gu­in und das Seepferdchen.

Bie­nen sind cool. Sie sind sehr kusche­lig, aber wenn man sie am Po strei­chelt, gibt’s ’n Stich! Wir brau­chen die Bie­nen für das Über­le­ben der Mensch­heit, denn wie sonst soll­ten wir der nach­fol­gen­den Gene­ra­ti­on die Fort­pflan­zung erklären?

Wir haben es satt: Mit­glie­der der BUND Jugend bei der Demo für eine Agrar­wen­de in Ber­lin, 18.01.2020, Bild: Ste­fan Mül­ler, CC-BY

Mein Lieb­lings­tier ist der Pin­gu­in, das See­pferd­chen und die Biene.

Enten habe ich sehr gern – geges­sen. Seit zwei Jah­ren bin ich auch kli­ma­be­dingt Vege­ta­ri­er. Vor­her haben wir wenig Fleisch geges­sen. Im all­ge­mei­nen essen die Deut­schen viel zu viel Fleisch. Also weit über dem, was die WHO emp­fiehlt. Rind­fleisch ist das Schlimms­te für das Kli­ma, da Methan wesent­lich kli­ma­schäd­li­cher ist als CO2. Schwei­ne wer­den viel zu eng und in Kas­ten­stand­hal­tung gehal­ten. Wir haben des­halb bewusst Fleisch kon­su­miert und wenig. Enten habe ich sehr gern geges­sen. Ich hat­te irgend­wie die Vor­stel­lung, dass das ja die­se lie­ben brau­nen Tie­re sind, die auf dem Teich rum­schwim­men. In jeder Stadt gibt es so 1–2 Asia-Restau­rants, die dann immer mal eine Ente fan­gen und die esse ich dann. Als ich dann Vege­ta­ri­er war, bin ich auf die Sei­te der Albert Schweit­zer Stif­tung zu Enten-Mas­sen­tier­hal­tung gesto­ßen. Enten wer­den in rie­si­gen Hal­len gehal­ten. Sie über­schüt­ten sich zwang­haft mit dem Dreck, in dem sie leben, weil sie sich nor­ma­ler­wei­se so mit Was­ser über­gie­ßen wür­den, aber es ist keins da. Um die Tie­re zu beru­hi­gen, wird das Licht in den Hal­len gedimmt.

Hät­te ich nicht schon vor­her auf­ge­hört, Enten zu essen, wäre da dann Schluss gewesen.

Mein Lieb­lings­tier ist der Pin­gu­in, das See­pferd­chen, die Bie­ne und die Ente.

Ele­fan­ten sind groß! Lei­der sind sie vom Aus­ster­ben bedroht (taz, Bericht). Das liegt haupt­säch­lich an Wil­de­rern, die Ele­fan­ten wegen ihrer Elfen­bein-Stoß­zäh­ne töten. Aber auch der Kli­ma­wan­del sorgt dafür, dass die Lebens­räu­me von Ele­fan­ten (und nicht nur von Ele­fan­ten) zer­stört wer­den, was dann zum Aus­ster­ben von Arten führt. (Link zu WWF)

Afri­ka­ni­scher Ele­phant schmeißt mit Sand. Hier auf sich sel­ber. Bild: kiki­ta­ni

Ele­fan­ten wer­den sehr, sehr alt. Und sie haben ein her­vor­ra­gen­des Gedächt­nis. Die letz­ten drei Ele­fan­ten, die in Afri­ka nicht mehr leben kön­nen, wer­den sich eines Tages auf den Weg zu uns machen. Sie wer­den kurz vor Ber­lin halt machen und in der kaum noch Was­ser füh­ren­den Spree voll­tan­ken. Dann wer­den sie zum Kup­fer­gra­ben mar­schie­ren und Ange­la Mer­kel nass­sprit­zen. Für ihr Ver­sa­gen im Kli­ma­schutz. Die bei­den Leicht­ge­wich­te Andy Scheu­er und Julia Klöck­ner wer­den sie ein­fach umpusten.

Ich mag Elefanten.

Quellen

Cuveil­lier, Franck & Vas­se­lin, Pas­cal. 2020. For­schung, Fake und fau­le Tricks. arte. (https://www.arte.tv/de/videos/091148–000‑A/forschung-fake-und-faule-tricks/) (Acces­sed April 14, 2021.)

Imhoof, Mar­kus. 2012. More than honey. (https://www.youtube.com/watch?v=J2XQYbMHFIA) (Acces­sed April 14, 2021.)

Krie­ner, Man­fred. 2021. Ver­fres­se­ne Räu­ber. (https://taz.de/Journalist-ueber-Seepferdchen/!5757297/)

WWF. 2021. Die Fol­gen der Erd­er­wär­mung für wild­le­ben­de Arten. (https://www.wwf.de/themen-projekte/klima-energie/erderwaermung-mit-folgen)